Dreiteilige Arbeit, 2015
Performance auf Fotografie: Polaroidnegativ, Silbergelatine Handabzug, 62 × 50,8 cm
Installation Requisiten: Holztreppe 2-stufig, 81 × 47 × 52 cm, Glasglobus Ø 40 cm, Metallzylinder Ø 41 cm, H 45 cm
Liedtext, 4-Spur-Aufnahme, 3:34 min.
Ein Glasglobus auf einer kleinen Holztreppe, daneben ein Metalleimer. Beiläufig und doch präzise hat Leonie Felle die Performancerequisiten in der Installation aufgebaut, es wirkt als wären sie gerade erst benutzt und kürzlich hier abgestellt worden. Dahinter an der Wand hängt ein Analogkontakt von Polaroidnegativen. Es sind vier schwarz-weiße Fotografien, die die Künstlerin mit den Objekten in Aktion zeigen – nicht im Ausstellungsraum, sondern »hinter der Kulisse« mit Selbstauslöser aufgenommene Handlungen im Atelier. Die Performance bildet den ersten Schritt, die Aktivierung der Arbeit »Deine Reise« (2015), deren Zeitlichkeit Felle im Ausstellungsraum verdichtet und deren Geschichte und Emotionalität sie aus den Bildern entwickelt. Felle sammelt auf ihren intuitiven Recherchen Objekte – einen Metalleimer, einen Glasglobus, eine Treppe. Es sind Alltagsgegenstände, die oftmals wie aus einer anderen Zeit herausgelöst scheinen, die ihre Vergangenheit und die eigene Vergänglichkeit jedoch noch in sich tragen. Die Künstlerin löst sie aus ihrer alten Funktionalität heraus und setzt sie im Rahmen eines performativen Moments als Requisiten in Bezug zueinander. Felle schreibt den Objekten durch diese Handlung eine neue Bedeutung, eine neue Spannung zu und überträgt sie als Kunstobjekte in den Ausstellungsraum. Die Fotoaufnahmen der Performance beschreiben Ausschnitte einer narrativen Zusammenstellung, sie rufen Emotionen und Erinnerungen in den BetrachterInnen hervor. Gleichzeitig verlangt die analoge Aufnahmetechnik eine besondere Form der Konzentration im Entstehungsprozess und trägt Zeitlichkeit, zum einen die Zeit der Entwicklung, aber auch das (Ab-)Warten, in sich eingeschrieben. Den Objekten und Fotografien hat Leonie Felle einen Liedtext, verfasst auf einer Schreibmaschine, und einen Song an die Seite gestellt. Leonie Felle greift die zweigeteilte Zeitlichkeit in der Abschrift des Liedtexts wieder auf: Die heute fast verschwundene Schreibmaschine, ein immer wiederkehrendes Element bei Felle, als Hinweis auf eine Vergangenheit einerseits, wie auch auf die Dauer, den zeitlichen Prozess des analogen Schreibens. Die 4-Spur-Tonaufnahme verweist auf einen weiteren wichtigen Aspekt in Felles Werk: die Musik. (…)
Anja Lückenkemper